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Mary Jane Berlin 2024: Die Schattenseiten Europas größter Cannabismesse

CannabisBlog.eu – Ein Kommentar – Seit 2016 besuche ich jedes Jahr die Mary Jane Berlin. Sie ist Deutschlands und seit diesem Jahr auch Europas größte Cannabismesse. Zwischen dem 14. und 16. Juni fand die Mary Jane 2024 das erste Mal auf dem Gelände der Messe Berlin im Westen der Hauptstadt statt. Die schlimmen Ereignisse der letzten Mary Jane wurden dieses Jahr deutlich übertroffen. Mehr dazu in diesem Beitrag.

Mary Jane Berlin 2024 – Tag 1

Es ist wirklich schade, dass ich wieder meckern muss. Aber irgendwie war es ja auch absehbar. Vorab möchte ich sagen, dass ich bewusst alle Sideevents außen vor lasse.

Am Freitag (14. Juni) klingelte morgens um 7:00 Uhr mein Wecker. Wach werden, frisch machen und let’s go! Das war der Plan. Ich war schon vorab aus verschiedenen Gründen sehr skeptisch. B2C, B2B, Festival & Education auf einem Event vereinen. Mutig! Beim Frühstücken erreichte mich dann eine E-Mail, die an mich weitergeleitet wurde. Der Inhalt dieser Mail war bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt, sie wurde jedoch schon am 23. Mai an die Aussteller der Mary Jane Berlin 2024 verschickt.

Email Nr 1 der Mary Jane Berlin vom 23. Mai 2024
E-Mail des Mary Jane Berlin Teams vom 23. Mai 2024

Ich war sprachlos. Nach den zahlreichen Sanitäter-Einsätzen auf der Messe im letzten Jahr hat das Mary Jane Team auf ihrem Instagram-Account am 11. August 2023 doch ein Statement gepostet:

Mary Jane Berlin spricht HHC Verbot aus

HHC-Verbot zurückgenommen

Ich habe den entscheidenden Punkt mal rot markiert. Verbot von HHC auf der gesamten Messe! Die anderen beiden Ausrufezeichen spare ich mir an dieser Stelle. Mein Blick ging wieder rüber zum Bildschirm meines Notebooks. In der Mail steht doch: “Es ist zwingend erforderlich, dass ihr synthetische Wirkstoffe vor Ort eindeutig kennzeichnet (…)”.

Das hat mit dem angekündigten Verbot nichts zu tun! Ich musste mich an ein Video erinnern, das mir ein Freund einige Tage vor der Messe geschickt hat, in dem Phuong Nhung Nguyen, eine Hälfte des Mary-Jane-Veranstalter-Pärchens, vom Deutschen Hanfverband interviewt wurde. Ab 9:00 min spricht sie über HHC und sagt: “(…) HHC haben wir dann erstmal verboten (…)”. “Erstmal verboten”, bekam, nachdem ich die an mich weitergeleitete E-Mail gelesen habe, eine ganz neue Bedeutung. Das Verbot wurde einfach wieder zurückgenommen. Money, money, green..

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DHV Interview mit Phuong Nhung Nguyen vom Mary Jane Berlin Team

Mehr als 20 Krankenwageneinsätze am ersten Tag

Ich räumte meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg, um mich mit einigen Leuten, die extra wegen der Messe nach Berlin gekommen sind, zu treffen. Um kurz nach 10 Uhr erreichten mich bereits die ersten Fotos von Messeständen, an denen nicht nur HHC-Produkte wie schon im vergangenen Jahr, sondern auch zahlreiche andere synthetische Stoffe angeboten wurden.

HHC, HHCH, HHCP, Delta-9, THCP, THCJD, THCV, Magic Sauce, Muscimol, Magic Mushroom Shots… da war kein Ende in Sicht. Es war wirklich verrückt und um ehrlich zu sein, habe ich da mögliche Konsequenzen schon befürchtet. Die Messe war riesig, sie war voll, es war sehr warm und die Luft schlecht. Gepaart mit all diesen neuen Substanzen war das alles andere, aber keine gute Kombination.

Es sollte so kommen wie befürchtet. Am Freitagabend bekamen die Aussteller folgende E-Mail:

Zweite Email der Mary Jane Berlin

Über 20 Krankenwageneinsätze, die Berliner Polizei macht Druck. Und zack – da haben wir wieder ein Verbot. Reagieren, anstatt proaktiv zu handeln, auf Kosten der Besucher. Das Handeln der Rocket Cannabis GmbH, der Firma, die die Mary Jane veranstaltet, halte ich in diesem Zusammenhang für grob fahrlässig. 

Wo ist die Haltung? Mary Jane Berlin zeigt sich von einer anderen Seite

Klar, das Mary Jane Team hat die Hallen rappelvoll gemacht. Business Compliance wurde hier jedoch scheinbar außen vor gelassen. Das Ausstellen von halbsynthetischen und synthetischen Produkten auf Europas größten Cannabismesse wirft einen dunklen Schatten auf die Pflanze, die wir alle lieben, mit der all die Produkte, die ich erwähnt habe, absolut nichts zu tun haben. Wenn Leute aber im Zusammenhang mit einem Cannabis-Event abklappen und im Krankenhaus landen, spielt das doch jedem populistischen Prohibitionisten in die Karten. Die Verantwortung der Veranstalter, die mit einer Messe dieser Größe rund um dieses momentan sensible Thema einhergeht, wurde meines Erachtens nicht wirklich wahrgenommen. 

Das Mary Jane Team bittet um Mithilfe

Dann ging folgender Post bei Instagram online:

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Instagram Post der Mary Jane Berlin vom 15. Juni 2024

Solltet ihr etwas Vedächtiges mitbekommen… Nein. Die Verantwortung lag an dieser Stelle bei dem Mary Jane Team, nicht bei den Besuchern. Aussteller hätten überprüft werden müssen, man hätte selbst mit kleinen Teams die Messe ablaufen sollen, anstatt auf die Mithilfe der Besucher zu zählen, die Tickets bezahlt haben, angereist sind und Spaß haben wollten. Die PR-Arbeit des Mary Jane Teams war in diesen Tagen wirklich unterirdisch schlecht und ließ tief blicken. 

Bei einer kleinen Session ließ ich den Abend ziemlich spät ausklingen und versuchte, zur Ruhe zu kommen. 

Mary Jane Berlin 2024 – Tag 2 – Es eskaliert

Am Samstagmorgen wurde ich um kurz vor 10 wach. 226 DMs bei Instagram von Leuten, die meine MJ Watch Story verfolgt haben. Der Kern aller Nachrichten war derselbe: Was zur Hölle geht hier vor sich? 

Die Shit Show ging jedoch erst gerade richtig los. Um 10:30 Uhr, eine halbe Stunde bevor die Messe an diesem Tag öffnete, bekam ich ein Foto geschickt, welches den großen Stand von Only Grams, einem bekannten HHC-Händler, zeigt.

Only Grams Stand auf der Mary Jane Berlin
Stand von Only Grams auf der Mary Jane Berlin 2024

Um 11 öffnete dann die Mary Jane ihren Eingang, HHC & Co wurde immer noch an zahlreichen Ständen angeboten. Viele liefen mit Bauchläden über das Gelände und verkauften dubiose Produkte. Ich war es leid. Scheinbar war das Messe-Team schlichtweg unfähig die eigenen Regeln durchzusetzen. Dabei sollte es aber nicht bleiben. 

Mary Jane Berlin 2024 – Final Warning!

Ah, genau. Zwischenzeitlich kam noch die Final Warning E-Mail:

Final Warning Email der Mary Jane Berlin
Die Final Warning E-Mail von der Mary Jane Berlin an die Aussteller der Messe

Am Freitag war es ja bereits voll, jedoch war das nichts im Vergleich zu Samstag. Als ich gegen 14:00 Uhr am Messegelände ankam, standen Massen wartend vor dem Eingang. Die Stimmung war angespannt, es war auch an diesem Tag sehr warm, die Luft war dick. 

Ich versuche die Situation möglichst vereinfacht zu schildern (Vince hat das am vergangenen Donnerstag in seinem Live-Stream auch gut auf den Punkt gebracht): Die Besucher, die sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Messegelände aufgehalten haben, wollten nicht mehr vom Gelände runter, weil sie wussten, dass sie wegen Überfüllung nicht mehr reingelassen werden würden.

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Vom @raredank Instagram-Feed, Innenansicht während des Einlassstops am Samstag

Einlassstop am Samstag wegen Überfüllung

Vor dem viel zu kleinen Eingang standen auch hunderte Besucher, die bereits lange zuvor Tickets gekauft haben und stundenlang nicht auf das Messegelände kamen. Es war absolutes Chaos. So kam es zu einem Einlassstop, der mehrere Stunden anhielt. Viele Gäste sind an diesem Tag nicht mehr auf das Gelände gekommen. Ich möchte an dieser Stelle nicht den Teufel an die Wand malen, aber stellt euch vor, was hätte passieren können, wenn es in diesen Stunden angefangen hätte zu regnen und die Menschen vom Outdoor Bereich in die Messehallen geströmt wären.. Kurz darauf wurde übrigens ein Nebeneingang einfach mal kurz überlaufen. 

Einlassstop vor der Eingang der Mary Jane Berlin am Samstag
Außenansicht während des Einlassstops

Es war überall Müll, jedoch waren kaum Mülleimer auffindbar. Die Teams, die für die Müllentsorgung zuständig waren, hatten laut Besucheraussagen einen sehr niedrigen Altersdurchschnitt und waren nicht motiviert zu arbeiten. Die Leute beklagten sich außerdem über zu hohe Wasserpreise. Viele der HHC-Händler liefen immer noch über das Gelände, um ihre Reste vom Vortag loszuwerden. Es war drängend voll, die Luft war sehr schlecht. Diese ganze Show wirkte wie ein unkontrollierter, überfüllter Bazaar. Dass es sich um eine Cannabis Messe handelte, war an einigen Stellen kaum zu erkennen.

After-Show-Party wird abgesagt

Um ehrlich zu sein, war ich froh, als ich wieder heil zuhause ankam. Die Messe war die reinste Farce. 

Als nächstes wurde dann auch noch in der Insta-Story der Mary Jane die vorab angekündigte After-Show-Party aus Sicherheitsgründen abgesagt. Zeitweise wurde die Kommentarfunktion unter einigen Instagram-Beiträgen deaktiviert. 

Auch die After-Show-Party war für viele ein fester Bestandteil dieses geplanten Wochenendes, um zu netzwerken. Auch hier konnte scheinbar keine Lösung gefunden werden. Die Organisation der Mary Jane 2024 schien dem Team massiv über den Kopf gewachsen zu sein. Für viele Besucher, mit denen ich gesprochen habe, war die Mary Jane 2024 spätestens an diesem Punkt gelaufen.

Ich hatte am Sonntag noch einen kurzen Termin, den ich wahrnehmen musste und bin daher doch noch kurz vorbeigekommen. Am Sonntag war ich circa eine Stunde auf dem Messegelände, habe meinen Termin wahrgenommen und bin umgehend danach wieder gefahren.

Ed Rosenthal signiert mein Buch
Ed Rosenthal unterschreibt meine fast 50 Jahre alte, englische Erstausgabe seines ersten Buches, welches er mit Mel Frank geschrieben hat. Ein kleines Highlight für mich.

Trotzdem muss an dieser Stelle gesagt werden, dass der Sonntag deutlich angenehmer verlief und planungsmäßig besser umgesetzt wurde. Es war jedoch auch deutlich leerer, was nicht heißen soll, dass es nicht immer noch sehr voll war. Viele Besucher schienen nach dem Desaster am Vortag keinen Bedarf mehr gehabt zu haben, die Messe erneut zu besuchen. Womöglich war die Sorge vor erneut ewigen Wartezeiten zu groß.

Mary Jane Berlin 2024 – Aftermath

Das Mary Jane Team verfasste in diesen Tagen auch sehr merkwürdige Kommentare, in denen zum Beispiel behauptet wurde, sie hätten zum Thema HHC schon Stellung bezogen. Das war eine weitere Lüge. An dieser Stelle muss ich nochmal die unsagbar schlechte PR-Arbeit während und nach den Messetagen bemängeln. Compliance, Krisenmanagement und auch Kritikfähigkeit im Nachgang sind Skills, die sich das Team definitiv noch aneignen sollte.

Ich war nach diesem Wochenende mit meinen Nerven am Ende, ich brauchte etwas Ruhe. Am Montag fing ich dann nach der Arbeit an, eine E-Mail zu verfassen, die ich an das Mary Jane Team senden wollte. Während ich am Tippen war, bekam ich jedoch eine Nachricht von einem guten Freund: “Mary Jane Statement ist online!” Darauf folgten noch einige nicht erwähnenswerte Emojis.

Ich schnappte mir sofort mein Handy und öffnete Instagram. Kurz darauf sah ich das erste Mal den mittlerweile von einigen “Persönlichkeitsentwicklungs-Video” getauften Beitrag, den ich euch an dieser Stelle nicht vorenthalten möchte.

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Das “Persönlichkeitsentwicklungs-Video” auf der Instagram-Seite der Mary Jane Berlin

Was war das? Persönlichkeitsentwicklung? Was ist mit dem ganzen HHC-Thema? (alle anderen Stoffe sind ebenfalls gemeint). Ich hatte nach diesem Video mehr Fragen im Kopf und konnte nicht nachvollziehen, wieso man so sehr persönliche Aspekte nach vorne gestellt hat und Dinge versucht hat zu erklären, anstatt konkret auf Punkte einzugehen und sich dafür anständig zu entschuldigen.

Und da saß ich wieder an meinem Notebook und schrieb weiter an der E-Mail, die ich schließlich am Mittwoch (19.6.) mit 10 Fragen an das Mary Jane Team sendete.

Mary Jane Team bezieht Stellung (?)

Am nächsten Morgen wachte ich auf und stellte fest, dass mir in der Nacht bereits geantwortet wurde. Damit habe ich nicht gerechnet. 

Der Geschäftsführer der Rocket Cannabis GmbH Duc Anh Dang, die zweite Hälfte vom Mary-Jane-Veranstalter-Pärchen, ging beim ersten Anlauf auf fast alle Fragen ein. Ich möchte nicht wissen, wie viele Anfragen in den Tagen nach der Messe eingingen. Dafür fand ich das Verhalten mir gegenüber fast schon gut. Es liege ihm am Herzen, die Veranstaltung im Sinne der ganzen Cannabis Community durchzuführen. Sie (das Mary Jane Team) wollten den Markt entscheiden lassen, welche Produkte angeboten und verkauft werden. Es seien genauso viele Tickets verkauft worden, wie es die Kapazitätsgrenze erlaubt hätte. Das Team sei jedoch überfordert gewesen und wisse, welche Aufgaben ihm bevorstehen, schrieb er. 

Nun ein wichtiger Punkt, der vielleicht dem ein oder anderen helfen könnte. Ich zitiere an dieser Stelle direkt aus der Antwortmail:

“Allen Besuchern, die am Samstag nicht reinkamen mit dem Tagesticket werden alle Tickets zu 100% erstattet und erhalten ein kostenfreies Ticket für das nächste Jahr, wenn sie uns nochmal die Chance geben.” 

Businessgäste, Aussteller oder Besucher mit einem Wochenendticket, die alle nicht von dieser “Tagesticket-am-Samstag-only”-Regelung betroffen sind, hilft das nicht weiter. Ich kann euch raten bei näheren Fragen, euch direkt an die Verbraucherzentrale zu wenden.

Mary Jane Berlin 2024 – Mein Fazit  

Die Mary Jane Berlin 2024 war für viele Teilnehmer und auch für mich eine maßlose Enttäuschung und ein organisatorisches Desaster. Diese lange vorher beworbene Veranstaltung die internationale Gäste und Aussteller angezogen hat, die als Europas größte Cannabis-Messe angepriesen wurde, litt letztendlich unter zahlreichen Problemen, angefangen bei der unklaren Kommunikation bezüglich des HHC-Verbots und dem umgang mit anderen Substanzen bis hin zu chaotischen Zuständen auf und vor dem Messegelände.

Das Zurückziehen des HHC-Verbotes und die Ausweitung des Angebotes auf zahlreiche andere Stoffe führte direkt zu über 20 Krankenwagen Einsätzen und einem unfassbar schlechten Bild für die gesamte Veranstaltung und unsere Community. Die Überfüllung der Hallen, das Absagen der After-Show-Party, die schlechten Luftverhältnisse und die mangelhafte Müllentsorgung trugen zusätzlich zu einer negativen Erfahrung bei. Auch auf Instagram wurde deutlich, dass viele der Meinung sind, sie hätten das Wochenende deutlich sinnvoller nutzen können.

Obwohl der letzte Messetag etwas entspannter verlief, war der Schaden bereits angerichtet und viele Besucher waren einfach nur noch enttäuscht.

Die Veranstalter der Mary Jane Berlin müssen dringend ihre Organisations- und Kommunikationsstrategien überdenken, um zukünftige Veranstaltungen erfolgreicher und sicherer zu gestalten.  

Das neue, zweite Statement der Mary Jane Berlin auf Insta gibt nicht wirklich neue Aufschlüsse. Es zu behandeln würde den Rahmen sprengen, daher spare ich mir das. Trotzdem verlinke ich es euch. 

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Zweites Statement des Mary Jane Berlin Teams auf Instagram

Mein Appell

Abschließend muss ich noch ein letztes Mal (für heute) meinen Senf dazu geben. Die Mary Jane Berlin Cannabis Messe, wie wir sie in diesem Jahr erlebt haben, hat nichts mit der Cannabiskultur in Deutschland zu tun, die ich in den letzten Jahren kennenlernen und leben durfte. 

Wir halten alle momentan gemeinsam ein Baby namens Entkriminalisierung in den Armen, das es zu schützen, aufzupeppen und groß zu machen gilt. Dass in diesem laufenden Prozess eine krasse Kommerzialisierung unvermeidbar ist, ist mir bewusst. Trotzdem appelliere ich an alle Cannabis-Enthusiasten, -Unternehmer und auch an sonst alle, die sich in unserer “Bubble” bewegen: Wachst mit Bedacht, überprüft lieber zwei mal mehr mit wem ihr zusammenarbeitet und wer auf eurer Messe einen Stand haben darf, geht mit einem guten Beispiel voran, klärt auf und zeigt den Leuten da draußen worum es bei Cannabis wirklich geht!

Schreibt gerne in die Kommentare was eure Meinung zu dem Thema ist!

Peace und rauchige Grüße

Euer GD420

Mary Jane Berlin 2023: Die Schattenseiten Deutschlands größter Cannabismesse

CannabisBlog.eu – Ein Kommentar – Wie jedes Jahr besuchte ich auch in diesem Jahr die Mary Jane Expo in unserer Hauptstadt Berlin. Vom 23. bis zum 25. Juni 2023 präsentierten sich zahlreiche Vertreter der Cannabis-Industrie auf dem Gelände der Arena in Berlin Kreuzberg. Überschattet wurde das ganze von wirklich traurigen Vorfällen. Warum ich den Veranstaltern der Mary Jane Berlin vorwerfe, keine angemessene Haltung eingenommen und nicht verantwortungsvoll gehandelt zu haben, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Der erste Tag auf der Mary Jane Berlin 2023

Gegen 11:00 Uhr traf ich mich mit einem alten Freund aus Amsterdam auf einen Kaffee am Schlesischen Tor. Es regnete stark, wir versuchten noch alternativlos in einer Apotheke einen Regenschirm zu kaufen (…) und machten uns danach auf den Weg zum Messegelände.

Als wir ankamen, traf ich meine Bekannten, die mich während des Messebesuchs mit Kameras begleiten sollten. Wir stellten uns an und einige Minuten später waren wir in der Messehalle (Arena). Ich sprach mit einigen Händlern und Marken-Vertretern, führte ein kurzes Interview für eine laufende Recherche und anschließend suchten wir ziemlich lange nach einem freien Sitzplatz zum Rauchen.

An diesem Tag ignorierte ich so gut es ging all die fragwürdigen Stände mit verschiedensten Konsumartikeln, die meiner Meinung nach auf so einer Messe nichts verloren haben sollten. Irgendwie kam mir das ganze vor wie eine Szene aus Thailand in einer Marijuana Mania Folge.

HHC-Produkte wohin das Auge reicht

Notiz: Was ist HHC? HHC ist ein sehr wenig erforschtes und relativ neu entdecktes Cannabinoid, das zwar ähnlich wie THC wirken kann, aber teilweise gefährliche Risiken und nicht einschätzbare Nebenwirkungen mit sich bringt.

HHC ist nicht nur meiner Meinung nach ein Produkt der Prohibition. Die simple Denkweise der jeweiligen Unternehmer muss sich wie folgt gestalten: 

“THC ist in Deutschland nicht legal? Hmm, dann lass uns schauen, was wir sonst noch auf den Markt schmeißen können was ballert, um schnell und einfach Geld zu verdienen.” 

Diese Art von Businessmodellen wirft zwangsläufig einen großen, dunklen Schatten auf die Legalisierungsdebatte und ist absolut kontraproduktiv.

Wieso gab es auf dem gesamten Messegelände der Mary Jane keinen Infostand? Wieso wurden solche Händler überhaupt zugelassen? Aber das war nur der Anfang..

The High Company – THC

Quelle: Instagram-Seite von “The High Company”

Vor einigen Tagen schickte mir Florian Söllner, Pressesprecher vom CSC Nbg. e.V. einen offenen Brief des Clubs, adressiert an die Veranstalter der Mary Jane Berlin. Es geht in dem Brief hauptsächlich um eine Firma namens “The High Company” (abgekürzt THC, thehighcompany.eu) die auf der Messe ausstellen durfte und zahlreiche essbare und rauchbare Produkte angeboten hat. Laut einer stolzen Aussage eines Mitarbeiters der Firma sei es ein Geniestreich, den Schriftzug THC als Markennamen benutzt, auf der Vorderseite all ihrer Produkte platziert zu haben. Lediglich auf der Rückseite, in sehr kleiner Schrift, wird ersichtlich, dass kein THC, sondern nur HHC enthalten ist.

Produktbild von The High Company - Mary Jane Berlin
Ein essbares Produkt des Herstellers
Quelle: thehighcompany.eu

Das ist meiner Meinung nach fahrlässige Konsumententäuschung, ohne Wenn und Aber! Scheinbar ist es so, dass die tschechische Firma The High Company (die Website wird in den Niederlanden gehostet) außerdem keine gültige VAT Nummer besitzt, um in Deutschland überhaupt Geschäfte machen zu dürfen. Wenn man sich die Mühe macht, nach dem Firmensitz von “The High Company” zu suchen, wird schnell klar, dass da irgendetwas nicht stimmen kann. Wurde hier kein Background Check gemacht? 

An diesem Punkt möchte ich kurz anmerken, dass neben The High Company natürlich auch weitere Händler und Firmen mit HHC Produkten in diesem Jahr auf der Mary Jane vertreten waren. Der Eindruck eines unkontrollierten Marktplatzes ohne jegliche Haltung seitens der Veranstalter war allgegenwärtig.

MJ Berlin 2023 – Samstag – 24. Juni

Der Samstag ist traditionellerweise und den Umständen geschuldet der am meisten besuchte Messetag. Voll war es immer, aber dieses Jahr konnte nicht mehr von einem “von Stand zu Stand gehen” die Rede sein. Es war maßlos überfüllt. Der Outdoor-Bereich hatte eindeutig zu wenige Schattenplätze. Das Security-Personal war mit den Menschenmengen offensichtlich überfordert. 

Am 24. Juni. hatten wir in Berlin-Kreuzberg tagsüber Höchsttemperaturen von 32 Grad Celsius im Schatten. Tap Water? Nein. Die scheinbar seit Jahren immer gleichen Musik-Acts brachten dann doch gute Stimmung in das ganze Geschehen. Ein Bekannter von mir verteilte an diesem Tag mit seiner Freundin Flyer für sein eigenes kleines Cannabis Startup-Unternehmen auf der Messe. Als sie am Rand des Innenbereiches der Arena zwei Jungs entdeckt haben (beide circa 21 Jahre alt) die zusammengekauert auf dem Boden saßen, hat mein Bekannter sie angesprochen und gefragt, was los sei. Sie hätten an einem Stand angebliches “CBD-Weed” als Bongkopf zubereitet bekommen, gratis. Daraufhin hatten beide relativ schnell extreme Kreislaufprobleme und aufkommende Übelkeit.

Der letzte Tag auf der Mary Jane 2023 – Ein Appell

Am dritten Messetag bin ich nach einigen Terminen zeitnah wieder nach Hause gefahren. 

Das Thema war für mich gegessen. Seitdem die Arena in Berlin-Kreuzberg als Veranstaltungsort dient, hat sich meiner Meinung nach ein drastisches Ungleichgewicht entwickelt. 

Die Leistung des Veranstalters wurde (für uns Besucher) wohl kaum ersichtlich erweitert. Auf der anderen Seite kommen von Jahr zu Jahr immer mehr Gäste und Aussteller. Wir befinden uns momentan praktisch im Boom der deutschen Cannabis-Legalisierung. Besonders in dieser Zeit ist es wichtig, eine klare Stellung einzunehmen, eine Haltung zu haben und allem voraus sauber zu arbeiten.

Ich persönlich habe keine Lust darauf, dass die Summe all der Dinge, die in den letzten Monaten in der Öffentlichkeit und hinter verschlossenen Türen passiert sind, dazu führen, dass sich der Legalisierungs-Prozess unnötig in die Länge zögert. 

Die Mary Jane Berlin hat die Möglichkeit, ein einflussreicher Teil der deutschen Cannabis-Kultur zu sein. Ich hoffe auf eine komplett neue Mary Jane Berlin im folgenden Jahr. Fehler passieren täglich, es gilt jetzt daraus zu lernen und die nötigen Wege zu gehen, dass sie zukünftig nicht mehr passieren werden. 

Der CSC Nbg. e.V. hat übrigens eine Petition zu dem HHC-Thema ins Leben gerufen und die Antwort der Mary Jane Veranstalter auf den offenen Brief angehängt.

Habt ihr dieses Jahr die Messe besucht? Wie war euer Eindruck? Schreibt gerne in die Kommentare unter diesem Beitrag!

Rauchige Grüße 

GD420

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