In den 80er Jahren tauchte mit der Cannabis-Sorte Skunk ein Strain auf dem Radar auf, der die europäische Cannabis-Kultur nachträglich prägen sollte. Wir tauchen gemeinsam ein in die 60er Jahre der USA, in spannende Geschichten und einen entscheidenden Teil der Cannabis-Geschichte, der maßgeblich dazu geführt hat, dass Amsterdam zum neuen Hotspot für Cannabis-Touristen in Europa wurde.
Das Sortenprofil vom Skunk
Zu Beginn möchte ich kurz auf die Eigenschaften der Sorte Skunk eingehen, die übrigens später auch den ersten, jemals ausgetragenen High Times Cannabis Cup im Jahr 1988 gewonnen hat (auch wenn dieser damals nur aus 3 Jury-Mitgliedern bestand).
Skunk ist ein aus Kalifornien stammender Strain der 70er Jahre. Die Sorte hat indoor eine Blütezeit von circa 60 Tagen (für den bekannten körperlichen Effekt) und hat einen deutlich höheren Ertrag als die anderen zu dieser Zeit bekannten Sorten.
Der Strain Skunk (“skunk” ist das englische Wort für Stinktier) ist für sein intensives und markantes Aroma bekannt. Es verströmt einen starken, durchdringenden Duft (Gestank? Liegt wohl im Auge des Betrachters), der oft als “skunkig”, erdig oder moschusartig beschrieben wird. Dieses unverwechselbare Aroma hat dem Strain seinen Namen verliehen und ist eine seiner charakteristischen Eigenschaften. Die Blüten neigen zu Foxtailing und haben in der Regel eine von dunkel- bis giftgrün variierende Farbe. Sie bilden vielen, orangefarbenen oder braune Pistillen.
Die späten 60er Jahre
Die Hippies der 60er Jahre haben dazu beigetragen, dass Cannabis-Saatgut seinen Weg in die westliche Welt gefunden hat. Diese jungen, sich zur Gegenkultur zählenden Menschen hörten nicht nur Psychedelic Rock, sondern besuchten auch die Länder auf der Route des “Hippie-Trails” und brachten später Cannabis-Saatgut mit zurück in ihre Heimatländer.
Notiz: Für all die, die sich näher mit dem Hippie Trail auseinander setzen wollen, empfehle ich das Buch “Hippie” von einem meiner Lieblingsautoren, Paulo Coelho.
Amsterdam zählte übrigens zu dieser Zeit als “Magic Center” (auch aufgrund der damals schon drogenfreundlichen Politik). Als einer von zwei Hotspots (neben dem Piccadilly Circus in London) der Gegenkultur in Europa zog die niederländische Hauptstadt viele Freigeister und Hippies an. Zu dieser Zeit begannen auch amerikanische und europäische Grower mit Samen aus Ländern wie Afghanistan, Indien oder Thailand in ihren Heimatländern Cannabis anzubauen. Die amerikanischen Grower nutzen außerdem, aufgrund der geografischen Nähe, auch die aus Mexiko und Kolumbien stammenden Landrassen.
Ein Grower namens Jingles soll dann in den frühen 70er Jahren in Kalifornien eine weibliche Afghani-Pflanze mit dem Pollen eines Colombian Gold-Männchens bestäubt haben. Ein Weibchen aus der daraus resultierten F1-Generation soll wiederum mit Acapulco Gold-Pollen bestäubt worden sein. Es ist ein offenes Geheimnis, dass diverse Samenbanken später unter dem Namen Skunk #1 Seeds vermarktet haben, die andere Elternpflanzen nutzen.
Aus dieser (womöglich einer der ersten) Hybrid-Züchtungen ist dann die Sorte namens Skunk hervorgegangen. In der darauffolgenden Zeit wurden Stecklinge und das Saatgut vom Skunk durch verschiedene Gruppen in Kalifornien vertrieben und durch Selektion beeinflusst. Die Variante eines damaligen, aus der Bay Area stammenden Kollektivs namens Sacred Seeds sollte den weiteren Weg ebnen.
Sam the Skunkman
Das Züchter-Kollektiv wurde 1976 gegründet. Bei Sacred Seeds spielte der Grower und Breeder mit dem Spitznamen “Sam the Skunkman” (bürgerlich David Paul Watson) eine entscheidende Rolle; möglicherweise war er aber auch das “Kollektiv”.
Er soll über Jahre hinweg in den 70er Jahren an der Skunk-Genetik gearbeitet haben. Diverse Quellen erwähnen Selektions-Projekte mit tausenden Pflanzen. Die Arbeit und seine Hingabe führten womöglich zu der Genetik, die wir heute unter dem Namen Skunk kennen und schätzen. Einige sind seit langem der Meinung, dass es sich bei Jingles und Sam the Skunkman um ein und dieselbe Person handelt. Dies kann ich jetzt anhand von zuverlässigen Informationen bestätigen. Sam’s oder Jingles’ Skunk sollte bald alles auf den Kopf stellen!
Notiz: Sam the Skunkman ist heute im icmag.com-Forum als Moderator aktiv, lebt in Amsterdam, ist seit 1990 CEO seiner Firma HortaPharm BV und ist mitverantwortlich für die Pflege der digitalen Cannabis Bibliography auf icmag.com. Er verkauft regelmäßig Saatgut über seedbay unter dem Markennamen “Cultivators Choice”. Die Samenbank Cultivators Choice wurde von Sam the Skunkman im Jahr 1985 nach seiner Ankunft in Amsterdam gegründet (so hat er Sacred Seeds weitergeführt). Er hat in den Niederlanden den Eigenanbau von Cannabis mit seiner Skunk-Genetik, aufgrund der kürzeren Blütephase überhaupt erst möglich gemacht.
Skunk – Eine neue Generation Cannabis-Hybriden
Die Vorteile der neuen Sorte namens Skunk waren schnell in aller Munde. Wernard Bruining, der Gründer des ersten holländischen Coffeeshops und derjenige der Sam the Skunkman später nach Amsterdam holte, sagte Jahre später in einem Interview: “Skunk war der Strain, der uns zum Durchbruch verhalf; es hatte weniger Blätter und mehr Pistillen.”
1979 verkaufte Sacred Seeds im Homegrown Katalog zum ersten Mal Skunk-Samen. Skunk #1 wurde in kürzester Zeit zu einem absoluten Verkaufshit. Die Grow-Community in Kalifornien feierte es damals, die neue Sorte schon im Oktober ernten zu können. Der Indica-typische Effekt war für viele damals jedoch uninteressant. Daher wurde Skunk kurz darauf auch das erste Mal mit den bereits bekannten Sorten gekreuzt, um den belebenden Effekt mit der kürzeren Blütephase zu kombinieren.
Skunk Hype
Es gab ursprünglich 28 verschiedene Skunk-Sorten im Sacred Seeds Katalog, sortiert nach Blütedauer. Die Skunk #1 war die mit der kürzesten Blütephase und gewann wortwörtlich das Rennen. Das war eine enorme Errungenschaft. Die zuvor bekannten Landrassen waren deutlich ertragsschwächer als die neue Sorte Skunk. War das der erste Strain- Hype?
Sam the Skunkman bekam kurze Zeit später auch von den Haze-Brüdern aus Santa Cruz die Haze Genetik und sicherte sie über Jahre, bis er in den späten 80er Jahren aufgrund diverser Probleme die USA verließ und nach Amsterdam zog. Dort setzte er seine Arbeit fort und revolutionierte mit einigen anderen spannenden Personen die europäische Cannabis-Kultur. Dabei spielte das Skunk eine entscheidende Rolle. Dazu in Kürze mehr.
Notiz: Die Brüder, die sich den Namen Haze Brothers gaben, bauten nie selbst Cannabis an und waren auch keine Brüder. Die drei waren Schmuggler, die Haze in großen Mengen kauften und es von Santa Cruz zur Ostküste brachten. In den 70er Jahren kam so gut wie das gesamte Haze an der Ostküste, besonders in der “tri-state area” (New York, New Jersey und Connecticut) von den Haze-Brüdern. Die wahren “Haze-Brüder”, die sich jedoch nie so nannten, waren die beiden Grower “G” und “R”(R.L.). Sie gelten als die Breeder vom Haze, ernteten Jahr für Jahr um die 60 Kilogramm der Sorte und verkauften sie an die drei Schmuggler. Sam the Skunkman war der Nachbar von “G” und bekam von den beiden Growern die Original Haze-Genetik, die er dann später mit in die Niederlande brachte.
Europäische Cannabis-Geschichte
Heute sind viele dieser spannenden Geschichten von den meisten längst vergessen. Wir können zwar nicht in die Vergangenheit reisen, aber zumindest hin und wieder dafür sorgen, einen Eindruck davon zu erhaschen. Ich habe mich in den vergangenen Wochen intensiv mit der europäischen Cannabis-Geschichte auseinandergesetzt und kann euch eins sagen: Das alles in einen stimmigen Zusammenhang, in chronologischer Reihenfolge zu bringen, ist gar nicht so einfach.
Ich bin im Laufe meiner Recherche auf viele widersprüchliche Informationen gestoßen. Man darf nicht vergessen, dass die meisten der Leute, die eine Rolle in der Entwicklung von Cannabis im 20. und 21. Jahrhundert gespielt haben, jahrelang gegen Gesetze verstoßen haben und es in einigen Ländern teilweise heute noch tun. Die Informationslage ist daher nicht immer.. die zuverlässigste. Dazu kommt das extreme Greenwashing von einigen Firmen. Ein besonderer Dank gilt daher Todd McCormick, der mir sehr mit meiner Recherche geholfen hat. In den folgenden Wochen werde ich weitere, spannende Beiträge hier mit euch teilen.
Ich finde es spannend, zurückzuspulen und Cannabis-History ein Stück weit von vorne erleben zu dürfen und versuche, euch bestmöglich daran teilhaben zu lassen.
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Rauchige Grüße