Purple City Genetics ist heute eine feste Größe in Kalifornien – doch die Geschichte begann ganz klein in Oakland Anfang der 2000er Jahre. Auf meinem Trip durch das Emerald Triangle machte ich einen Abstecher in die Bay Area für eine Besichtigung der Facility und ein Interview mit dem Gründer Auryn McCafferty.
Was damals mit Klonen und kleinen Zuchtprojekten begann, ist inzwischen zu einem international agierenden Unternehmen mit einem zweiten Standort in Barcelona und über 25 Mitarbeitern herangewachsen. Gründer Auryn erzählt im Interview, wie aus Leidenschaft und Pioniergeist eine Marke entstand, die heute weltweit für zuverlässige Genetik, Stecklinge und Qualität bekannt ist.
Zu Besuch bei Purple City Genetics in Oakland

GD420: Vielen Dank, dass ich hier sein darf und dass du mich durch die Anlage geführt hast. Lass uns mit den Anfängen starten: Wie ist PCG entstanden?
Auryn: Wir waren Anfang der 2000er Jahre Grower in Oakland. Nebenbei haben wir auch schon Klone verkauft. Mit der Zeit haben wir uns einen guten Ruf erarbeitet, weil unsere Genetik auch wirklich das war, was draufstand – was damals oft nicht der Fall war. Viele Dispensaries vertrauten uns, weil unsere Sorten “real” waren. Anfangs haben wir das nur saisonal gemacht, also wenn wir Überschüsse hatten. Dann kamen Freunde mit größeren Outdoor-Farmen dazu, für die wir ebenfalls Stecklinge produziert haben. So wurde unsere kleine interne Nursery Stück für Stück größer.
Ich habe schon immer Seeds gesammelt und eigene, kleinere Zuchtprojekte gemacht. Mit Obama im Amt wurden die Gesetze etwas lockerer, und die Dispensaries boten uns an, über die Stadt Oakland legale Papiere für eine größere Nursery zu bekommen. Für mich kam das zur richtigen Zeit: Das Blütengeschäft war oft shady – die Nursery war wie ein Bäckerjob, 9-to-5, planbarer als vorher.
2008 haben wir dann zum ersten Mal eine Marke aufgebaut. Vorher haben wir die Trays einfach mit verschiedenfarbigem Tape markiert, und die Leute sagten: „Ich mag die mit dem grünen Tape.“ Die Anwälte und Dispensaries meinten: „Packt das unter ein Marke sonst gibt es Probleme.“ Ab 2010 haben wir fast alles an Blütenproduktion eingestellt und sind komplett ins Klon-Geschäft eingestiegen.
Samenproduktion – Anfangs nur für den eigenen Grow

GD420: Und wann habt ihr angefangen, eigene Seeds zu produzieren?
Auryn: Anfangs war das nur für meinen eigenen Outdoor-Grow – S1s von Clone-Only-Sorten, um die Genetik zu sichern, oder mal kleine Kreuzungen zum Spaß. Damals hatte fast jede Farm ihre eigenen Seeds, man tauschte sie untereinander. Erst so um 2010–2012 wurde es ernster, als CBD interessant wurde. Wir hatten tolle, passende Sorten wie Granddaddy Harlequin oder Pineapple Tonic. Ab 2013/14 kamen Freunde in Europa dazu, und die Nachfrage nach Seeds stieg dort stetig.
GD420: Wie groß ist das Purple City Genetics Team heute?
Auryn: Mit den Leuten in unserem Büro in Barcelona sind wir ungefähr 25 Leute.
GD420: Kommst du selbst aus einer Grower-Familie oder was hat dich inspiriert Purple City Genetics zu starten?
Auryn: Ich bin mit den Pflanzen aufgewachsen, im Norden von New Mexiko. Mein Vater war ein Schmuggler, im Garten standen auch immer Cannabispflanzen – neben Tomaten, Mais & Kürbissen. Für mich waren sie einfach spannend. Mit 16 oder 17 habe ich angefangen selbst zu growen. Wir haben in Trailerparks Indoor-Anlagen aufgebaut, bis wir irgendwann ausgeraubt wurden. Danach war klar: Vorsicht – aber der Funke war übergesprungen.
Später habe ich in Arizona und New York angebaut, dann ein paar Jahre in Thailand und Indien verbracht, Seeds gesammelt auf dem Hippie-Trail. Zurück in den USA war Cannabis in Kalifornien legalisiert. Ein paar meiner Freunde meinten: „Komm her, verkauf an Dispensaries – es ist nicht mehr so sketchy wie früher.“ Natürlich habe ich das letztendlich auch für das Geld getan, aber ich wollte immer Seeds poppen, neue Sachen ausprobieren und offen für Neues bleiben.
Persönliche Favoriten und Zuchtziele

GD420: Hast du eine Lieblingssorte oder eine Top 5?
Auryn: Definitiv OG Kush, Sour Diesel, East Coast Haze oder Cuban Black Haze. Ich liebe diese weihrauchartigen Terp-Profile. Früher habe ich fast nur Indicas geraucht – Granddaddy Purple, Urkle – das ganze Purple-Zeug. Aber inzwischen mag ich Sativas sehr: Ich bin viel beschäftigt, brauche Energie, keinen starken Couch-Lock.
GD420: Welche Zuchtziele verfolgst du heute, kurz- und langfristig?
Auryn: Kurzfristig gibt es natürlich marktorientierte Ziele: Hash-Sorten, Autoflowers, modernisierte Sativas. Langfristig will ich ein Set von vielleicht 10 Sorten perfektionieren – für den Eigenbedarf und für Freunde. Unterschiedliche Effekte je nach Tageszeit und Situation. Unsere Philosophie richtet sich nach Vielfalt und auch Ertrag. Klar, der Konsument ist wichtig, aber wir denken stark vom Farmer ausgehend.
GD420: Welche Sorten repräsentieren Purple City am besten?
Auryn: Auf der Hash-Seite sicher Moroccan Peaches. Und Gush Mints läuft immer noch unglaublich gut, obwohl die Sorte schon über sechs Jahre draußen ist. Das sind unsere Aushängeschilder.
Feminized Seeds vs. Regulars – und die Herausforderungen der Klonproduktion

GD420: Feminized Seeds – wie steht ihr dazu? Merkst du im Vergleich zu Regulars Unterschiede bei deinen Zuchtprojekten?
Auryn: In Kalifornien verkaufen sich Regulars praktisch gar nicht mehr, die Leute wollen hier wenn dann Fems, weil es unkomplizierter ist. Klone sind hier deutlich gefragter. In Europa ist es anders – Homegrower wollen Mütter lange halten und ihre Pflanzen selbst vermehren. Zu deiner zweiten Frage: Keinen großen. Uns ist beides recht, wir hatten mit regulären Männchen sowie mit feminisierten Pollen gute Ergebnisse.
GD420: Was sind die größten Herausforderungen bei der Klonproduktion im großen Stil? Wie viele Pflanzen könnt ihr hier halten?
Auryn: Mitarbeiterführung (schmunzelnd) und natürlich Schädlinge. Auf großen Flächen sind Mehltau, Thripse und verschiedene Milben ständige Begleiter. Die letzten zehn Jahre war vor allem Hop Latent Viroid verheerend – wir haben unzählige Genetiken verloren. Wir haben entsprechende Labore aufgebaut, Tissue Culture ausprobiert, Tests entwickelt. Heute testen wir 3x die Woche, aber Cannabis ist ein landwirtschaftliches Produkt – nie perfekt. Wichtig ist Transparenz mit den Farmern. In dieser Facility können wir uns um bis zu 100 Tausend Pflanzen gleichzeitig kümmern.
Herausforderungen für Unternehmen am regulierten Markt in Kalifornien
GD420: Stellt Kaliforniens legaler Markt einen Vorteil oder Nachteil für euch als Unternehmen dar?
Auryn: Illegalität per Bundesgesetz ist die größte Bremse. Farmer können Blüten nicht direkt verkaufen, wir dürfen keine Seeds oder Klone in andere Bundesstaaten verkaufen. Das limitiert uns stark. Der Vorteil: Wer es in diesem Umfeld schafft zu überleben, lernt unglaublich effizient und widerstandsfähig zu wirtschaften.
GD420: Kann man damit rechnen, dass es in Zukunft eure Genetiken auch als Klone auf dem deutschen Markt geben wird?
Auryn: Kurz vorweg. Deutschland tut mir wirklich leid, weil es so traumatisiert ist, durch die niederländischen Samenanbieter. Viele Leute denken sie würden echte amerikanische Sorten anbauen, dabei handelt es sich oft nur um spanische White Label Ware. Aber zurück zu deiner Frage: Ich würde das gern machen, aber man braucht vertrauenswürdige Partner. Ein paar schlechte Klone mit Viren, und deine Marke ist ruiniert. Wir haben Purple City sehr sorgfältig aufgebaut – da will ich nichts riskieren. Aber ja, es steht auf meiner Liste der Dinge die ich angehen will.
Purple City Genetics: Ein Ausblick
GD420: Zuletzt ein Sprung in die Vergangenheit und ein Blick in die Zukunft: Was war deine erste eigene Kreuzung und was sind die Pläne für die nächsten Jahre?
Auryn: Die erste Kreuzung, auf die ich stolz bin, waren CBD:THC-Sorten wie Pineapple Tonic. Leider wurde meine komplette Seed-Collection zweimal gestohlen, dazu kamen HLVD und Polizeirazzien – dadurch habe ich unglaublich viel verloren. Du lernst, nicht zu sehr an etwas zu hängen. Manchmal steckst du Jahre in eine bestimmte Linie und verlierst sie über Nacht. Dann heißt es: Weitermachen! Heute arbeiten wir stark an Cherry- und Candy-Linien, auch viel Peach ist dabei. Es wartet einiges, was noch nicht veröffentlich wurde. Das sind nicht immer meine persönlichen Favoriten, aber sie sind für den Markt besimmt sehr spannend.
GD420: Vielen Dank für die Tour und das nette Gespräch Auryn!
Auryn: Ich danke dir!
Auf meinem Instagram findet ihr ein Video von meinem PCG-Facility Besuch.
Bei Frank auf der Farm stehen einige Stecklinge von Purple City Genetics. Hier geht es zum Interview mit ihm während meines Farm-Besuches.
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