Heartrock Mountain Farm steht für handwerklichen Cannabis-Anbau in den Bergen Mendocinos. Gegründet von Daniels Vater, hat sich die Farm über Jahrzehnte vom „Outlaw“-Grow zur lizenzierten Gärtnerei samt Samenproduktion entwickelt. Im Interview erzählt Daniel von den Anfängen der Farm, regenerativem Anbau, den Herausforderungen des legalen Marktes und der Bedeutung von Bodengesundheit.
Nach einer langen Bergauffahrt auf einer steinigen, selbstgezogenen Straße kam ich bei der Heartrock Mountain Farm an und wurde von Daniel, seinem Vater Clifford Morford und einigen Hunden herzlich begrüßt und durch den wunderschönen Garten in den Bergen des Mendocino County im Emerald Triangle geführt.
Die Anfänge der Heartrock Mountain Farm
GD420: Daniel, seit wann baut deine Familie an diesem Ort Cannabis an?
Daniel: Vor 49 Jahren – 1977 – hat mein Vater hier an genau diesem Ort zum ersten Mal Cannabis angebaut.
GD420: Wie fühlt es sich an, in so eine Tradition hineingeboren zu werden?
Daniel: Für mich war Cannabis meine „Gateway-Pflanze“. Es war das Erste, was ich jemals angebaut habe. Und jetzt bin ich ein erwachsener Mann, besessen von Blumen. Wir haben Hauspflanzen, Rosen, Obstbäume – allein 20 verschiedene Apfelsorten hier. Aber für mich war Cannabis das Tor zum Pflanzenanbau, und das hat mein Leben verändert.

GD420: Gab es einen Schlüsselmoment für dich mit Cannabis zu arbeiten?
Daniel: Mein älterer Bruder ist vor mir ins Familiengeschäft eingestiegen. Als ich die High School abgeschlossen hatte, meinte er: „Hol dir deine Medical Card und frag Dad, ob du helfen kannst.“ Medizinisches Cannabis gab es da schon seit etwa sechs Jahren. Also habe ich mir meine Medical Card besorgt, meinen Vater gefragt, ob ich helfen darf – und er sagte: „Ja, aber nur, wenn du deine Ausbildung weitermachst. Ich will, dass du mehr wirst als nur ein Outlaw.“ Und heute bin ich mehr als nur ein Outlaw – ich leite einen lizenzierten Cannabisbetrieb mit Anbau und Gärtnerei.
Heartrock Mountain Farm: Ein Überblick
GD420: Also hast du sowohl eine Lizenz für die Gärtnerei (für die Samenproduktion) als auch für die Kultivierung?
Daniel: Ja. Als Proposition 64 hier in Kalifornien verabschiedet wurde, habe ich mir das durchgelesen und meinen Vater angerufen. Ich meinte: „Dad, ich glaube, wir sollten das auf der Familienfarm machen. Wir können eine Lizenz bekommen und zusätzlich 5.000 Quadratfuß (ca. 465qm) für die Samenproduktion nutzen.“ Das war die große Chance. Mein Vater hatte schon 1966 angefangen, Samen zu sammeln – circa zehn Jahre bevor er das erste Mal anbaute. Es waren Bagseeds aus Mexiko und Südamerika. Wir haben also eine lange Tradition im Seeds sammeln. Mein verstorbener, älterer Bruder war ein talentierter Züchter, und wir führen sein Erbe fort. Einige der Sorten, die wir heute anbauen, gehen auf die letzten Samen zurück, die er gemacht hat, bevor er starb.
GD420: Das klingt großartig. Und ich denke, er wäre auch stolz darauf, dass ihr es heute legal machen könnt.

Daniel: Ja. Weißt du, es ist eigentlich verrückt, dass es jemals illegal war. In unserem Land war Hanf fast 100 Jahre lang verboten. Stell dir das mal vor – 100 Jahre Verbot. Und die meisten wissen, warum: DuPont mit seiner Holz- und Zeitungsindustrie, dazu Propaganda. So wurde Hanf verboten. Und Cannabis gleich mit. Später kamen dann die Pharmaunternehmen dazu…
Legacy Markt vs. Legaler Markt
GD420: Wie hast du den Übergang vom Legacy Markt hin zum heutigen legalen Markt erlebt?
Daniel: Mein verstorbener Bruder sagte immer, er hätte PTSD vom „War on Drugs“ – wegen der Hubschrauber und Razzien. Für mich wurde es erst deutlich, als wir die legale Farm hatten.
Mein Sohn war zwei Jahre alt, ich hatte ihn in einem Eimer mit beim Ernten sitzen, machte ein Foto und postete es auf Instagram. Jemand schrieb darunter: „Alle am Lächeln.“ Da wurde mir klar: Stimmt, wir müssen uns keine Sorgen mehr machen, dass die Tür eingetreten wird oder Hubschrauber landen. Das war eine Erleichterung. Aber: die Übernahme durch große Konzerne – keine Erleichterung. Die Fehlsteuerung der Politik – auch keine. Ich las mal, dass mit jedem Walmart, der gebaut wird, 40 kleine Geschäfte schließen. Genau das sahen wir auch auf dem Cannabismarkt in Kalifornien.

GD420: Das hat also auch deine Freunde oder Bekannte getroffen?
Daniel: Ja, ich kenne viele Grower, die ihre Lizenzen zurückgegeben haben. Und auch viele kleine Betriebe, gerade in Nordkalifornien.
GD420: In Deutschland haben wir erst vor anderthalb Jahren legalisiert. Ich sehe ähnliche Tendenzen. Viel Macht bei den großen Firmen, sehr viel Regulierung, aber auch viel Euphorie. Deshalb ist es spannend, von euren Erfahrungen in Kalifornien zu lernen.
Daniel: Ja absolut. Es sieht nur leider nicht so aus, als würde es bald besser werden.
Heartrock Mountain Farm: 100% organisch und regenerativ
GD420: Dein Anbau ist heute vollständig regenerativ. Wie sieht das im Alltag aus? Du arbeitest also ohne Salze, 100 % organisch – ein geschlossener Kreislauf?

Daniel: Genau. Wir holen nur zwei Dinge von außerhalb: Bio-Grasheu und lokalen Mist aus dem Tal. Das war’s. Wenn ein Garten einmal etabliert ist, mit Begleitpflanzen wie Beinwell, Ampfer, Sonnenblumen, Schmetterlingsstrauch oder Holunder, die man als Mulch benutzen kann, reicht oft Wasser und Mulch. Wir haben seit Jahren keinen Covercrop mehr ausgesät, weil sich eine eigene Wiese aus heimischen Gräsern entwickelt hat. Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal seit drei Jahren wieder Kompost bringen lassen. Sonst gießen wir nur Wasser, selten mal ein Tee. Wir haben Holzschnitt vom eigenen Land, Regenauffangsysteme, Wurmboxen. Also ja – fast komplett closed loop.
GD420: Wie wichtig ist die Auseinandersetzung mit der Bodengesundheit für dich und wie unterscheidet sich das vom konventionellen Anbau?
Daniel: Beim Anbau mit Living Soil geht es nicht darum, die Pflanze direkt zu füttern, sondern den Boden. Mein Bruder war immer der Wissenschaftler, ich war eher Herz und Gefühl. Aber inzwischen lerne ich auch die Wissenschaft – wir sind ja ein landwirtschaftlicher Betrieb. Manchmal muss man auch gezielt nach Pflanzenschutz schauen. Aber grundsätzlich: je mehr Blühpflanzen, desto besser – sie ziehen Nützlinge an und sehen schön aus. Das sorgt für die Bodengesundheit. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal als erwachsener Mann, Blumen anfange zu lieben – aber hier sind wir.
Samenproduktion und neue Sorten: Inside a breeder’s mind
GD420: Ihr habt über Jahre hinweg Samen gesammelt und erhalten. Wie hat diese Leidenschaft begonnen?
Daniel: Das is einfach unser Leben. Mein Bruder und mein Vater haben es gemacht, also habe ich damit auch angefangen. Pollen sammeln, Samen machen, Samen pflanzen. Ich erinnere mich, eine Freundin sagte in meinen 20ern: „Es bringt nichts mehr Samen zu produzieren, nur noch Klone.“ Und ich dachte sofort: Falsch. Früher haben wir auch mal Klone produziert, aber mit all den Viren machen wir das nicht mehr. Heute holen wir nur noch Samen von vertrauenswürdigen Freunden und arbeiten damit weiter.

GD420: Du hast ein eigenes Seed-Brand. Erzähl uns von Pride of the Lion Seeds.
Daniel: Der Name spielt einerseits auf den Löwenstolz an, andererseits auf Spiritualität und unseren Stolz auf die Genetik.
GD420: Wie entscheidest du, welche Genetiken du unter der Marke mit der Öffentlichkeit teilst?
Daniel: Ich kann nur einen Bruchteil veröffentlichen, weil ich so viele Kreuzungen jedes Jahr mache. Wir haben spezielle Pollenboxen entwickelt, die das Sammeln erleichtern. Einmal Pollen geerntet, kannst du massenhaft Samen machen. Aber der Platz ist begrenzt. Jedes Jahr suche ich mir Linien aus, die ich weiterentwickle oder starte ganz neue Projekte. Momentan bin ich sehr interessiert an Landrassen-Sativas und alternativen Cannabinoiden.
GD420: Welche Sorten habt ihr gerade im Garten?
Daniel: Swazi Gold, Chocolate Thai, Durban Orange, Infinity, Haze, Thai Black Star. Dann für CBD: Love and Laughter, Citron, Golden Strawberries. Außerdem Banana OG, Tahoe Chem „Lemonhead“ (damit haben wir Preise gewonnen), und Pyramid Peak – ein neuer Tahoe Chem-Abkömmling. Ich mag auch Autoflowers sehr. Autoflowers geben einem eine weitere Ernte im Sommer.
Von Autoflowers & Fast Flowering Genetiken
GD420: Ich habe da drüben schon welche in Blüte gesehen?
Daniel: Das sind Autoflower-Hybride, aber photoperiodisch. Das Autoflower-Gen ist rezessiv. Beispiel: Kreuzt du mit Auto Blue Dream, sind die F1 alle photoperiodisch. In F2 hast du etwa 25 % Autos. So kannst du einen Monat Blütezeit einsparen und August-Ernten ermöglichen. Bei uns mit der nördlichen Hanglage ist das super, weil die Sonne früher verschwindet. So können wir im Juli die ersten Autos ernten, im August weitere Sorten und im Herbst dann die Photoperiodischen, zum Schluss die Sativas.
Heartrock Mountain Farm: Jenseits des THC-Wahns

GD420: Welche Werte und Traditionen möchtest du an die nächste Generation von Growern und Konsumenten weitergeben?
Daniel: Wir müssen weg vom THC-Wahn. Viele Sorten mit unter 20 % THC schicken dich auf den Mond und wirken sehr psychedelisch, aber sie schaffen es nie in die Dispensaries. Sun-grown, regenerativ – das ist ein ganz anderes Erlebnis.
GD420: Zum Abschluss: Welchen Rat würdest du jungen Growern geben, vielleicht auch in Deutschland?
Daniel: Hör zu – die Pflanze spricht mit dir. Cannabis ist ein Pflanzengeist, wie viele andere psychoaktive Pflanzen auch. Schon bevor es Tempel gab, war das unsere Verbindung zum Universum. Lerne sie kennen. Sie hat Weisheiten zu teilen.
GD420: Vielen Dank, Daniel!
Daniel: Ich danke dir!
Ich war nach meinem Besuch absolut überwältigt. Selten habe ich einen so schönen Garten gesehen, der so vielfältig und üppig war.
Hier geht es zum Video von meinem Besuch bei der Heartrock Mountain Farm! Folgt Daniel auch gerne bei Instagram.
Liebe Grüße
Euer GD420

Schöner Bericht, Ganesha ist aber eine hinduistische Gottheit.
Vielen Dank! Ganesha ist im Hinduismus sowie im Buddhismus vertreten