Das Emerald Triangle war schon lange auf meiner Bucket List – die legendäre Cannabis-Anbauregion im Norden Kaliforniens. Ein Traum wird wahr! Hier ein kleiner Ein- und Überblick zur Region und meinem Vorhaben.
Los geht’s ins Emerald Triangle!
Vor ein paar Tagen ging es endlich los. Ich flog morgens von Frankfurt nach San Francisco. Von dort ging es direkt nach Oakland. Am nächsten Tag musste noch eine City-Tour durch San Francisco vorgeschoben werden. Natürlich durfte ein Besuch in der Barbary Coast Dispensary nicht fehlen. Aber das war nur der Anfang, ein kleiner Vorgeschmack praktisch. Mein eigentliches Ziel: Mendocino, Humboldt und Trinity County – die drei Counties, die das Emerald Triangle bilden – die größte Anbauregion für Cannabis in den USA.

Wie alles begann – Prohibition, Hippies und ein Präsident
Die 1960er-Jahre waren geprägt von der Gegenkulturbewegung, deren Anhänger, oft als „Hippies“ bezeichnet, sich gegen die traditionellen Werte und den Materialismus der Nachkriegsgesellschaft auflehnten. Ihre Ideale waren Frieden, Liebe und Freiheit. Als Teil dieser Bewegung wurden psychedelische und psychoaktive Drogen wie LSD und Cannabis populär, da sie als Mittel zur Bewusstseinserweiterung und zur Abgrenzung vom Establishment angesehen wurden. Cannabis wurde zu einem starken Symbol des Protests und der Rebellion gegen die konservative Politik und die Generation der Eltern.
Das Emerald Triangle ist nicht einfach nur eine Anbauregion für Cannabis. Die dort gelebte Cannabiskultur ist das direkte Ergebnis von Politik, Kultur und eben dieser Rebellion. Warum eigentlich „Emerald“?
Bedeutung: „Emerald“ (Smaragd) spielt auf die smaragdgrüne Farbe der Cannabispflanzen an. Von den Helikoptern aus, soll die Polizei die Plantagen an der Farbe erkannt haben.

Präsident Richard Nixon rief im Jahr 1971 den „War on Drugs“ aus, den Reagan in den 80ern komplett eskalieren ließ. Dies markierte eine massive Verschärfung der Drogenpolitik in den USA. Cannabis wurde bereits 1970 mit dem Controlled Substances Act (CSA) als Schedule I-Substanz klassifiziert. Das bedeutet, dass es als Droge mit hohem Missbrauchspotenzial und ohne anerkannten medizinischen Nutzen eingestuft wurde. Tatsächlich steht es in dieser Kategorie neben Substanzen wie Heroin und LSD. Der Anbau und Besitz von Cannabis wurde damit auf Bundesebene massiv kriminalisiert.
Vom Hippie Trail ins Emerald Triangle
Viele Hippies bereisten den sogenannten Hippie-Trail Richtung Asien über Marokko und sammelten erste Erfahrungen mit Cannabis und Haschisch in ihren traditionellen Anbau- und Konsumregionen. Einige brachten Saatgut von ihrer Reise zurück mit in die westliche Welt. Einige der Rückkehrer ließen sich in den dünn besiedelten Wäldern der drei Counties Mendocino, Trinity & Humboldt nieder um unter der kalifornischen Sonne, unbehelligt von den Behörden selbst Cannabis anzubauen.

Und dort, im 3-County-Eck, fanden sie alles: dichte, uneinsichtige Wälder, so gut wie kein Regen im Sommer und das perfekte Klima für den Anbau von Cannabis.
Schattenökonomie und das Leben abseits des Gesetzes im Emerald Triangle
Was in den späten 60ern als alternative Lebensweise begann, entwickelte sich im Emerald Triangle schnell zu einer eigenen Schattenökonomie. Die Region wurde zum Epizentrum des amerikanischen Cannabis-Anbaus – allerdings illegal. Über Jahrzehnte lebten ganze Communities vom Anbau und Vertrieb ihrer Ernten auf dem traditionellen Markt. Sie optimierten nach und nach ihre Methoden, entwickelten eigene Kultivare und machten das Emerald Triangle über Jahrzehnte zum Synonym für Qualität.
Doch dieses Leben war riskant: Hubschrauber-Razzien & Federal Raids – die Farmer spielten Katz und Maus mit der Polizei. Trotzdem hielten sie durch. Für viele bedeutete Cannabis nicht nur ihr Einkommen – es war und ist von Vielen eine Lebensphilosophie.
Von Legacy zu Legal – Neue Herausforderungen
Dann kam die Wende: 2016 legalisierte Kalifornien Cannabis für Erwachsene. Was nach Freiheit klang, wurde für viele Legacy-Grower ein Albtraum. Warum?

Mit Proposition 64 (Adult Use of Marijuana Act) wurde die Legalisierung von Cannabis für Erwachsene ab 21 Jahren beschlossen. Das bedeutete:
- Besitz & Konsum von bis zu 28,5 g Cannabis und 8 g Konzentraten wurde erlaubt.
- Eigenanbau von bis zu 6 Pflanzen pro Haushalt für den persönlichen Gebrauch wurde legal.
- Der Bundesstaat schuf ein reguliertes Lizenzsystem für Anbau, Verkauf und Vertrieb.
- Steuern: Einführung einer Cannabis-Steuer auf Anbau und Verkauf (wurde teilweise angepasst)
Viele Farmer waren von Heute auf Morgen mit neuen Probleme konfrontiert:
- Lizenzen sind teuer und oft nur für große Firmen erschwinglich.
- Die Steuern und Gebühren sind so hoch, dass legale Produkte teurer sind als Schwarzmarktware.
- Der Preisverfall aufgrund von gesteigerter Produktion schmälerte das Einkommen vieler Grower im Emerald Triangle
- Viele Grower stehen vor der Wahl: legal anbauen (mit enormen Kosten) oder weiter im Graubereich/auf dem Traditional Market arbeiten.
Das Emerald Triangle kämpft um seine Identität. Einige schaffen den Sprung in den legalen Markt, viele haben mit der neuen Situation zu kämpfen.
Warum ich hier bin
Das Emerald Triangle bleibt auch im Jahr 2025 eine der bedeutendsten Cannabis-Anbauregionen der USA. Ich wollte diese Welt schon seit Jahren mit eigenen Augen sehen. Nicht nur die Berge und Redwood-Wälder, sondern auch die Menschen mit all ihren Geschichten. Farmer, die seit Generationen anbauen, die den War of Drugs miterlebt haben und jetzt mit der Bürokratie kämpfen, um zu überleben. Nicht an der Oberfläche kratzen, sondern richtig eintauchen!
In den nächsten Wochen werde ich Farms besuchen, Interviews führen und euch zeigen, wie diese Community tickt und um ihre Zukunft kämpft.
Das ganze könnt ihr auf meinem Instagram mitverfolgen. Die bisherigen Posts findet ihr im „Emerald Triangle“ Story-Highlight.
Bleibt dran – die Reise hat gerade erst begonnen!
Hier geht es zu meinem ersten Interview der Reise und hier kommt ihr zur Emerald Triangle Kategorie-Übersicht.
Euer GD420
Gerne ein tieferen Einblick in die Probleme der OG Farmer mit den großen Playern und die verschiedenen Anbautechniken bzw Umwelteinflüsse, wie sich das auf die Genetik auswirkt. Sehr schönes Intro in deine Reise, weiter so Grüße aus Berlin.